Schauspiel von Sibylle Berg
Auf dem Sterbebett soll doch das Leben an einem vorbeiziehen, denkt sie. Aber es stellt sich Langeweile ein. Pflegekräfte, die kommen und gehen, Familie, die kurz verweilt und zwischen Entsetzen und Trauer schwankt. Hier liegt sie und wartet auf den Tod. Und auf die schönen Gedanken, die Gedanken an die ersten Schritte ihrer Tochter, das Meer, Liebe. Stattdessen reichen sich Banalität und die bekannte Grübelei über die Sinnhaftigkeit der Existenz die Hand. Und so richtig scheint das Leben auch hier noch keine Bedeutung zu bekommen. Familie gründen, Geld verdienen, Ferienhaus, lackierte Nägel, Anti-Aging-Cremes. Obwohl sie sich durchaus Gedanken machte und die Bücher lesen wollte, in denen Bedeutung verhandelt wird.
»Vielleicht war es gar nicht so schlecht, mein Leben, auch wenn ich gedacht hatte, ich habe noch 30 gute Jahre vor mir. Ich wollte immer 100 werden. Früher. Als ich jung war. Hatte ich gedacht, als alter Mensch hätte ich sie nicht mehr, diese Unruhe und die Unsicherheit. Die Fragen wären beantwortet und die Angst besiegt.« Ihr Freitod sollte nun ein Zeichen sein. Eine Art anti-kapitalistischer Widerstand. Aber es geht alles weiter wie zuvor.
Die berühmt-berüchtigte, mit vielen Preisen ausgestattete, in Weimar geborene Autorin Sybille Berg kann sehr fies und sehr lustig sein. Und Traktor fahren und Kühe melken.
»Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden« wurde 2021 »Stück des Jahres« der Kritiker-Umfrage der Fachzeitschrift »Theater Heute«